Haartransplantationen haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert – technisch, medizinisch und auch im Bewusstsein der Patienten. Wir bei DHI Vienna erleben, dass Männer mit Haarausfall heute mit mehr Wissen, aber auch mit höheren Erwartungen kommen.
Im Gespräch erklärt Dr. Edvin Turkof, wo die Medizin heute steht, welche Verantwortung Ärzte tragen und warum für ihn jedes Haar eine Frage der Haltung ist. Univ. Prof. Dr. Edvin Turkof ist ärztlicher Leiter bei DHI Vienna und Experte für Haartransplantation in Wien.
Worum geht es in diesem Artikel?
Unser Chirurg Dr. Edvin Turkof erzählt von Fortschritten in der Haarmedizin, psychologische Herausforderungen der Patienten, ethische Grenzen und seinen persönlichen Anspruch, Menschen mit Haarausfall ehrlich und nachhaltig zu helfen.
Das Wichtigste vorab zusammengefasst:
- Warum Haartransplantationen heute präziser, sicherer und natürlicher sind als je zuvor
- Eine gute Beratung ist entscheidend für nachhaltige Ergebnisse
- Verantwortung bedeutet, Grenzen zu erkennen – nicht jeden Wunsch zu erfüllen
- Social Media verzerrt häufig die Erwartungen
- Ein gutes Ergebnis misst sich auch am inneren Wohlbefinden
Wie hat sich die Haartransplantation in den vergangenen Jahren entwickelt?
Dr. Edvin Turkof: In der ästhetischen Medizin hat sich viel verändert. Heute sprechen wir nicht mehr nur über Dichte oder Grafts, sondern über Natürlichkeit und Harmonie. Die Instrumente sind präziser, die Eingriffe schonender und die Heilung schneller. Die DHI-Methode erlaubt uns, jedes Haar gezielt zu platzieren – mit Rücksicht auf Wuchsrichtung, Struktur und individuelle Anatomie – sogar die Haarverdichtung. Das Ziel ist, dass niemand die Transplantation erkennt – nicht einmal der Friseur.

Welche Hürden oder psychologischen Faktoren erleben Männer, die sich für eine Haartransplantation entscheiden?
Dr. Edvin Turkof: Viele Männer kommen nach Jahren des inneren Ringens zu uns. Haarausfall ist oft mit Scham, Selbstzweifeln oder Verlustgefühlen verbunden. Der Moment, in dem man den Entschluss fasst, Hilfe zu suchen, ist ein Schritt zu mehr Selbstakzeptanz. Unsere Aufgabe ist es, zuzuhören, zu erklären und ehrlich zu beraten. Eine Haartransplantation ist kein oberflächlicher Eingriff – sie hat tiefere psychologische Wirkung.
Gibt es Grenzen, in denen Sie eine Transplantation ablehnen würden?
Dr. Edvin Turkof: Ja. Wenn die Voraussetzungen nicht gegeben sind – etwa bei instabilem Haarausfall oder unrealistischen Erwartungen – rate ich ab. Medizin bedeutet Verantwortung, nicht Zustimmung. Manchmal ist eine Therapie oder Stabilisierung sinnvoller als ein Eingriff. Nachhaltigkeit steht über kurzfristiger Zufriedenheit.
Wie sehen Sie den Trend zu Low-Cost-Kliniken im Ausland?
Dr. Edvin Turkof: Ich verstehe, dass Preisvergleiche verlockend wirken. Doch in der Medizin zählt nicht der Rabatt, sondern die Qualität. In vielen dieser Kliniken fehlen medizinische Standards, Nachsorge oder ärztliche Verantwortung. Das führt zu Komplikationen, die vermeidbar wären. Wer eine Haartransplantation plant, sollte auf Qualifikation, Hygiene und Betreuung achten – nicht auf den günstigsten Preis.
Wie hat sich die gesellschaftliche Wahrnehmung verändert – und was bedeutet das für Ihre Arbeit?
Dr. Edvin Turkof: Die Akzeptanz ist heute deutlich größer. Früher wollten viele Männer, dass niemand etwas davon erfährt – heute sprechen sie offener darüber, zeigen sogar ihre Ergebnisse in sozialen Medien. Trotzdem gibt es auch jene, die Diskretion wünschen, was völlig legitim ist. Wichtig ist: Wir behandeln jeden mit Respekt für seine persönliche Haltung.
Ebenso entscheidend ist für uns die ärztliche Ethik. Wir führen nur Eingriffe durch, wenn wir vom medizinischen Erfolg überzeugt sind. Viele andere operieren auch Patienten, die eigentlich keine geeigneten Kandidaten sind – das widerspricht unserer Haltung. Verantwortung bedeutet manchmal, nicht zu operieren.
Und eine besondere Freude ist es, wenn wir jemandem helfen können, der mit einer früheren, misslungenen Haartransplantation unglücklich war. Solche Korrekturen sind technisch anspruchsvoll, aber sie geben Menschen ihr Vertrauen zurück – das ist unbezahlbar.

Erleben Sie unrealistische Erwartungen durch soziale Medien?
Dr. Edvin Turkof: Sehr häufig. Viele Männer kommen mit Fotos von Influencern oder Stars, deren Haarstruktur genetisch ganz anders ist. Social Media zeigt Ergebnisse ohne Kontext – kein Warten, keine Heilungsphase. Unsere Aufgabe ist es, Realität zu erklären: Jedes Ergebnis ist individuell, abhängig von Spenderqualität, Genetik und Geduld.
Kommen auch sehr junge Männer zu Ihnen? Wie beraten Sie sie?
Dr. Edvin Turkof: Ja, und das ist ein sensibles Thema. Bei jungen Patienten ist der Haarausfall oft noch nicht stabil. In diesen Fällen ist eine frühzeitige Transplantation riskant, weil sie das natürliche Fortschreiten des Haarausfalls nicht stoppt. Ich erkläre, warum Abwarten, Diagnostik und gezielte Therapien manchmal der bessere Weg sind. Eine gute Entscheidung ist nie die schnellste, sondern die langfristig richtige.
Was motiviert Sie persönlich, Menschen mit Haarausfall zu helfen?
Dr. Edvin Turkof: Ich habe früh verstanden, dass Haarverlust nicht nur ein ästhetisches Thema ist. Es betrifft Identität, Selbstvertrauen und soziale Wahrnehmung. Wenn ein Patient nach Monaten zurückkommt, sich bedankt und einfach zufriedener wirkt – das motiviert mich. Ich sehe in jedem Eingriff eine Möglichkeit, Lebensqualität zu verbessern.
Gibt es ein Erlebnis, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Dr. Edvin Turkof: Ein Patient erzählte mir, dass er nach Jahren wieder zum Friseur ging und dort seinen alten Haarschnitt bekam. Er sagte: „Ich fühle mich, als wäre ich wieder ich.“ Solche Momente sind unbezahlbar. Sie zeigen, dass wir nicht nur Haare verpflanzen, sondern ein Stück Selbstvertrauen zurückgeben.
Wie definieren Sie ein gutes Ergebnis?
Dr. Edvin Turkof: Medizinisch: natürliche Wuchsrichtung, ausreichende Dichte, gesunde Kopfhaut.
Menschlich: Zufriedenheit, Gelassenheit, kein ständiger Blick in den Spiegel.
Wenn jemand wieder lebt, ohne über seine Haare nachzudenken, ist das das beste Ergebnis.
Welcher Mythos über Haartransplantationen regt Sie besonders auf?
Dr. Edvin Turkof: Dass es eine rein ästhetische Entscheidung sei. In Wahrheit ist sie oft Ausdruck innerer Stabilität. Wer sich selbst wichtig nimmt, sorgt auch für sich. Das ist kein Zeichen von Eitelkeit, sondern von Selbstfürsorge.
Was wünschen Sie sich von Ihren Patienten?
Dr. Edvin Turkof: Ehrlichkeit und Geduld. Den Raum der Ehrlichkeit, auch um realistische Erwartungen zu formulieren. Geduld, weil das Ergebnis wächst – im wahrsten Sinn des Wortes. Wer uns vertraut, erlebt, dass die Kombination aus Erfahrung, Präzision und Empathie die besten Voraussetzungen schafft.
Fazit
Haartransplantationen sind heute präzise, sicher und medizinisch ausgereift. Doch die wahre Kunst liegt im verantwortungsvollen Umgang damit. Für Prof. Dr. Edvin Turkof steht nicht der Eingriff im Vordergrund, sondern der Mensch dahinter.
Bei uns zählt jedes menschliche Detail – vom ersten Gespräch bis zum Moment, in dem das neue Haar zum Symbol innerer Stärke wird.

